Vom Holzweg auf den Radweg!
Es war nach dem Lockdown, da wurde eine neue Spezies von Wiener Linien-Mitarbeitern im Untergrund Wiens entdeckt: die Masken-Kontrolleure. Laut öffentlicher Hand jagen sie maskenlose Fahrgäste. 120 Masken-Kontrolleure konnten seit Wiederinbetriebnahme der U-Bahn nach dem Lockdown 19.500 maskenlose Öffi-Passagiere fassen. Bis Ende Juli wurden jedoch nur 90 Personen zu einer Strafe von 50 Euro verdonnert. Darum: keine Angst! Unter den Fahrgästen wird gemunkelt, dass das Jagd-Gen der Masken-Kontrolleure nicht ausgeprägt ist. Es heißt, die Massenkontrolleure wären außerordentlich scheu und kulant, denn die Fahrgäste bekommen sie nur selten vor das maskierte oder maskenlose Gesicht.
Um die winzig kleinen Schwebeteilchen – Aerosole oder Coronavirusschleuderer genannt – in Zaum zu halten, ist das Engagement der Fahrgäste gefragt, für die die Kampagne „Schau auf dich, Schau auf mich“ keine bloße Parole ist. Denn: Seit den Coronavirus-Lockerungen sitzt bei ein paar Adrenalin-Junkies die Maske ziemlich locker unter Mund und Nase. Für den Extra-Kick verzichten einige sogar ganz auf die Sicherheitsmaske.
Lustig ist das nicht. Das Corona-Virus ist kein Witz. Aber niemand soll dem anderen seine Freiheit oder Sicherheit absprechen. Darum ein Kompromiss: Liebe unangepasste Adrenalinjunkies: Begeben sie sich auf die Radwege Wiens, wenn sie anecken wollen. Seit der Corona-Krise ist die Zahl der Fahrradfahrer um 45% Ungeübte gestiegen. Es geht dort also so richtig rund! Schreiduelle mit Bobos und Fahrradprofis inklusive! Die Zahl der verletzten Radler ist laut Kuratorium für Verkehrssicherheit um 22 Prozent gestiegen! Steigen Sie also auf ihr Rad! In der frischen Luft dürfen Sie ihre Aerosole ganz nach Belieben in die Luft schleudern, ja, sie sogar Saltos schlagen lassen.
Zur Beruhigung aller Maskenverweigerer und Maskenbefürworter: Es gab verletzte Radfahrer, aber keine Toten! Und nun zu den Maskenbefürwortern: Ermahnen Sie die Maskenverweigerer, dass sie auf dem Holzweg sind und schicken Sie sie auf den Radweg!
Von Jutta Steiner