Ein Sommertag zwischen zwei Museen
Am Maria-Theresien-Platz, zwischen Kunsthistorischem und Naturhistorischem Museum, tummeln sich keine Menschenmassen. Vereinzelt sitzen Familien im Gras und picknicken, ein paar junge Männer fotografieren mit ihren Smartphones den Touristenhotspot, Freundesgruppen stehen vor dem Eingang. Aber der große Ansturm bleibt, dem Coronavirus verschuldet, heuer aus.
Die Besucherzahlen sind im Vergleich zum Vorjahr auf bis zu 80 Prozent gesunken, berichtete die APA. Das Kunsthistorische Museum, das seine Tore nach dem Lockdown am 30. Mai wieder öffnete, begrüßte im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur mehr weniger als ein Drittel der Besucher. Es kamen nur 250.000 statt 800.000 Museumsinteressierte. Ähnliche Zahlen gibt es für das Belvedere und die Albertina. Das Technische Museum konnte 60 Prozent seiner Vorjahreszahlen erreichen.
Ein Ticketkontrolleur des naturhistorischen Museums erzählt davon, dass dieses Jahr alles anders ist: „Die Leute haben Angst.“ Die Besucheranzahl sei auf 1.000 Personen minimiert worden, normalerweise würden ungefähr drei Mal so viele Museumsinteressierte eingelassen werden: „Aber nicht einmal 1.000 waren da.“ Aufgrund der wenigen Besucherinnen und Besucher sei es auch nicht mehr so laut wie in den vergangenen Jahren, erzählt der Kontrolleur, der seit drei Jahren im Naturhistorischen Museum arbeitet. „Es fühlt sich nicht gut an, irgendwie komisch“, beschreibt er die Stimmung im heurigen Corona-Sommer. Auch die Durchsetzung der Maskenpflicht führe zu Problemen mit Besuchern.
Für manche ist gerade das aber der Anreiz, jetzt das Museum zu besuchen. So zum Beispiel für den Wiener Siegfried, der regelmäßig ins Museum geht: „Es ist super. Sonst ist immer alles mit Touristen überflutet.“ Die Maskenpflicht im Museum findet er aber übertrieben. Der 70-jährige Jahreskartenbesitzer Norbert sieht im Gegensatz dazu die Notwendigkeit der Maske beim Museumsbesuch und bestätigt, dass viel weniger los sei. Für die beiden 18-Jährigen Frauen Katharina und Caroline gehört ein klassischer Museumsbesuch dazu. Sie sind für fünf Tage in Wien auf Städtetrip.
Vor dem Kunsthistorischen Museum vermischen sich trotz weltweiter Reisewarnungen die Musik der aktuellen Soundinstallation mit Gesprächsbrocken auf Französisch, Englisch oder Deutsch. Mit dem Eintritt ins Museum beginnt die Reise: Ein Hauch von Dolce Vita kommt bei einem Blick in die italienische Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums auf. Den dreieinhalbstündigen Flug nach Kairo erspart sich, wer die Pyramiden in der ägyptischen Sammlung bestaunt. In den Museen herrscht Maskenpflicht, aber Besucher, die ihre Maske vergessen, können im Museumsshop zu Masken mit künstlerischen Motiven greifen.
Wer den Sommer gerne in der Natur verbringt, ist im Naturhistorischen Museum gut aufgehoben und muss sich dabei nicht einmal für den Norden oder den Süden entscheiden: Hier gibt es alles. Baumstämme und ausgestopfte Vögel lassen das Gefühl von Waldfrische aufkommen. Wer ein paar hundert Meter weiter geht, schwimmt gedanklich schon in den Tiefen des Ozeans und muss nicht einmal Angst vor Haien oder einen Tauchschein haben. Ein Sommertag im Museum – da ist ein Besuch so mancher Touristenhotspots im Schnelldurchlauf möglich.
Von Antonia Hotter und Sara Brandstätter