Sommer, Sonne, Sonnenbrand
Wer im Corona-Sommer seinen Urlaub in der Innenstadt verbringen will, dem stehen wenige „Coole-Straßen“ und ähnliche Prestige-Projekte zur Verfügung. Im 1. Bezirk gibt es neben manchen Schanigärten keine Nebelduschen. Eine „Coole Straße“ gibt es aber am Börseplatz, genauer gesagt: Eine Nebenfahrbahn mit fünf Bäumen und 3 Parkbänken, die abgesperrt wurde. Der Lokalaugenschein ergab um 13:05, also fünf Minuten nachdem das offizielle Programm endete, dass keinerlei Besucher sich dort aufhielten. Nebenan im Park waren einige Familien mit ihren Kindern am Spielplatz. Offensichtlich ist der Spielplatz cooler, als die „Coole Straße“ – das wird dem praktischen Umstand geschuldet sein, dort Zeit mit Kindern und Familie verbringen zu können.
Die meisten Trinkbrunnen die im ersten Bezirk zu finden sind, sind aus dem 20. Jahrhundert. Die etlichen Abkühlungsmaßnahmen, die immer sehr medienwirksam in Szene gesetzt werden, finden sich aber außerhalb des ersten Bezirks, zum Beispiel im Naherholungsgebiet Wiener Wald in Döbling. Allerdings gehört die Innere Stadt zu den größten „Hitze-Hot-Spots“ in Wien. Welche Möglichkeiten haben also die klassischen Städter, um sich abzukühlen?
In vielen Ländern ist man hohe Temperaturen gewohnt. Der Kreativität sind bei den Kühlstrategien kaum Grenzen gesetzt. Neben den technischen Hilfsmitteln wie Ventilator oder Klimaanlage, sind vor allem kühle Getränke und Suppen beliebt. Besonders Joghurtgetränke, wie Ayran und Lassi, oder aufgespritzte Zitrussäfte erfreuen sich großer Beliebtheit, neben Suppen wie der kaltgestellten, spanischen Gemüse-Gazpacho.
Neben der Kulinarik ist auch die Bekleidung ein Grundpfeiler, um nicht wie der Schoko-Osterhase zu zerschmelzen. Dabei ist besonders auf Luftdurchlässigkeit und Schattenspendung zu achten. Prinzipiell eignen sich alle Hüte, um das Leiden zu lindern. Dabei muss es kein Comic-Sombrero wie bei Lucky Luke sein. Besonders bewährt haben sich auch Hemden und Hosen aus weißen Leinen.
Manche Monumente haben nicht nur historischen Charakter. Dicke Steinmauern und colorierte Fenster mit wenig Lichteinfall können die Innentemperatur erträglich halten. Alte Kirchen, Museen und Verwaltungsgebäude können der ideale Zufluchtsort sein und bieten oft ein interessantes Kulturprogramm wie Ausstellungen oder Konzerte. Nicht ohne Grund gibt es die jährliche Aktion „Coole Kirchen“.
Natürlich gehört zur Abkühlung auch das Baden und Pritscheln. Dabei muss es nicht immer ein See, Fluss oder Freibad sein. Auch öffentliche Brunnen oder Feuerwehrhydranten werden in Abstimmung mit den Behörden genutzt, um nicht zu verglühen. Der Wiener Bade-Klassiker ist dabei natürlich das Donau-Entlastungsgerinne, die „Neue-Donau“. Optimale Badequalität, ein naturnahes Gewässer und keinerlei Strömung garantieren Badespaß und Abkühlung.
Der globale Geheimtipp bei Hitze ist: Am Nachmittag nicht das Haus verlassen und idealerweise eine Siesta, also ein ausgedehntes Schläfchen absolvieren. Damit kommt man erfahrungsgemäß am besten durch den extremsten Teil des Tages. Das funktioniert naturgemäß aber nur, wenn man da nicht gerade Hitze-Ratgeber für die KMA verfasst.
Von Richard Gansterer